Geldfälscher nutzen immer häufiger das Darknet – Bundeskriminalamt veröffentlicht Bundeslagebild zur Falschgeldkriminalität 2016

16. Mai 2017

Wiesbaden (ots) – Immer mehr Falschgeld wird mithilfe des Internets hergestellt und verbreitet. Es gibt Fälle, bei denen Täter alle Schritte, von der Bestellung der Hologramme über den Druck der Noten bis zum Vertrieb der gefälschten Scheine, über das Darknet, den verdeckten Teil des Internets, abwickeln.

Das Bayerische Landeskriminalamt hat im Februar 2016 eine illegale Druckerei zur Herstellung von 50-Euro-Kopiefälschungen ausgehoben. Die Ermittler haben dabei umfangreiche Herstellungsmaterialien und Kopiervorlagen aus dem Internet, gefälschte Euro-Banknoten und fast 3.000 Klebehologramme aus China sichergestellt. Die Täter, zwei 21 und 23 Jahre alte Männer, verkauften die Falsifikate über das Darknet, die Käufer zahlten mit digitalen Währungen. Die Polizei wurde auf die Fälscher aufmerksam, da in Abfallsäcken aus der Garage, in der sich die Fälscherwerkstatt befand, Reste von 50-Euro-Scheinen gefunden wurden. Bei den Ermittlungen wurden die Täter identifiziert und Hinweise auf rund 200 Kunden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden gewonnen. Die beiden Männer wurden wegen gewerbsmäßigen Geldfälschens zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Dieses Beispiel zeigt, dass über illegale Marktplätze im Internet Equipment verfügbar ist, welches auch kleineren Gruppierungen oder Einzeltätern ermöglicht, mit einfachen Mitteln Kopiefälschungen herzustellen und zu vertreiben.

„Damit ändert sich auch die Rolle Deutschlands“, sagt BKA-Präsident Holger Münch. „Während bei uns in der Vergangenheit Falschgeld vorwiegend verbreitet wurde, sind in den letzten Jahren immer häufiger auch Herstellungsstätten ermittelt worden.“

Das erklärt auch den Anstieg der Zahl der polizeilichen Ermittlungsverfahren. Bei der Herstellung von Falschgeld lag dieser im Jahr 2016 bei über 60 Prozent. Damit einher geht auch die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen. Hier war im Jahr 2016 ein Anstieg um 13 Prozent auf 3.454 Tatverdächtige zu verzeichnen. Zunehmend stellen die Strafverfolgungsbehörden jüngere Täter fest, die sich vor allem durch ihre Internet-Affinität auszeichnen.

Dennoch: Bei den in Deutschland angehaltenen Euro-Banknoten handelte es sich 2016 überwiegend um international verbreitete Fälschungen, vor allem aus Italien. Diese qualitativ hochwertigen sogenannten „Napoli-Fälschungen“ werden im Großraum Neapel hergestellt und konventionell, zum Beispiel über Kurierfahrer, verbreitet.

Besonders hervorzuheben ist die Sicherstellung von sieben Millionen Euro Falschgeld in einem Vorort von Neapel im Juli 2016. Neben gefälschten 50- und 100-Euro-Scheinen konnten auch 20-Euro-Falsifikate der neuen Europaserie festgestellt werden. Obwohl diese Kopiefälschungen noch von durchschnittlicher Qualität waren, zeigt dieses Beispiel, dass es den Geldfälschern trotz verbesserter Sicherheitsmerkmale in kürzester Zeit gelingt, sich den neuen Anforderungen anzupassen und geeignete Komponenten zur Falschgeldherstellung anzuschaffen.

Darüber hinaus fallen insbesondere bulgarische Tätergruppierungen auf. Ihre Euro-Fälschungen haben oft eine hohe Qualität und sind teilweise nur sehr schwer zu erkennen. Im Vergleich zu den Fälschungen aus Italien sind sie jedoch in weit geringerer Anzahl auf dem Markt vorzufinden.

Bulgarische Ermittler haben im April 2016 eine Falschgelddruckerei ausgehoben, in der 100-Euro-Falsifikate hergestellt wurden. Auf diesen waren die Sicherheitsmerkmale so gut nachgeahmt, dass selbst elektronische Prüfgeräte diese Fälschungen nicht zweifelsfrei erkennen konnten.

Insgesamt wurden 2016 sowohl in Deutschland als auch in Europa weniger falsche Banknoten angehalten. Der Schaden durch die festgestellten Euro-Falschnoten erreichte in Deutschland mit 4,2 Millionen Euro jedoch einen der höchsten Werte seit der Euro-Bargeldeinführung im Jahr 2002. Vergleichbar ist die Entwicklung in Europa. Der bei Personen oder Institutionen eingetretene Schaden betrug hier rund 39 Millionen Euro und liegt damit genauso hoch wie in den Jahren 2015 und 2007, in denen bisher der höchste Falschgeldanfall zu verzeichnen war.

„Ich gehe davon aus, dass die Falschgeldkriminalität aufgrund der Stabilität des Euro auch zukünftig ein Betätigungsfeld krimineller Organisationen bleiben wird“, so BKA-Präsident Holger Münch. „Aber auch das Darknet mit seinem vielfältigen Angebot an Herstellungsequipment und Handlungsanleitungen stellt die Polizei vor immer neue Herausforderungen. Um diesem wachsenden Phänomen zu begegnen, haben wir im Rahmen einer internationalen Falschgeldkonferenz im Oktober 2016 mit unseren europäischen Partnern gemeinsame Strategien zur Bekämpfung der Falschgeldkriminalität im Darknet entwickelt.“

Weitere Einzelheiten zur Falschgeldkriminalität sowie die Lagebilder der letzten Jahre finden Sie auf der Webseite des BKA.

Zudem hat die Deutsche Bundesbank eine Broschüre mit ausführlichen Informationen zu allen Euro-Banknoten erstellt, die bei der Bundesbank als Druckexemplar bestellt werden kann.

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